Biodiversität im Siedlungsraum
Artenvielfalt im Siedlungsraum, geht das überhaupt? Bei der Gestaltung unserer Aussenräume tragen wir der Biodiversität Rechnung und schaffen Lebensräume für die heimische Flora und Fauna.
Durch die Ausbreitung der Siedlungsräume fällt es vielen Tieren zunehmend schwer, geeignete Lebensräume zu finden. Durch den Drang nach Ordnung und klaren Formen sind die Gärten gepflegt und getrimmt. Leider bringen diese Flächen keinen biodiversen Mehrwert. Mit Kleinstrukturen wie beispielsweise Stein- oder Holzhaufen und Blumenwiesen lassen sich auf einfache Art natürliche Lebensräume schaffen. Diese bieten unzähligen Tierarten Nahrung, Nistgelegenheiten und Verstecke.
Wir haben das Potenzial für einen lebendigen Aussenraum erkannt und schaffen zunehmend biodiverse Lebensräume innerhalb unserer Siedlungen.
Die Natur vor der Haustür erleben
In unseren Siedlungen schaffen wir geeignete Lebensräume für Tiere und wirken damit dem voranschreitenden Artensterben entgegen.
Blumenwiesen bieten vielen Tieren Versteckmöglichkeiten. Nebst Käfer- und Spinnenarten fühlen sich auch Schmetterlinge, Feldgrillen, Schnecken und Heuschrecken in der Blumenwiese sehr wohl. Die Blütenpracht führt zudem zu einem idealen Nahrungsangebot für Bienen.
Unterhalt
Das Anlegen einer Blumenwiese erfordert zu Beginn etwas Arbeit. Viele Pflanzen der Blumenwiese blühen erst im zweiten Jahr und brauchen Zeit und Platz zum Gedeihen. Sobald sich Unkraut bemerkbar macht, wird dieses nicht gejätet, sondern anhand eines Säuberungsschnittes zurückgeschnitten, damit wieder Licht zu den noch keimenden Pflanzen gelangen kann. Dies muss allenfalls im Aussaatjahr mehrmals durchgeführt werden.
In den folgenden Jahren sind lediglich noch zwei bis drei Schnitte pro Jahr nötig. Idealerweise finden die Schnitte in jedem Jahr zu unterschiedlichen Zeiten statt und es bleibt immer ein Abschnitt ungemäht stehen als Rückzugsstreifen für Tiere. In einer artenreichen Blumenwiese bilden die Pflanzen zu verschiedenen Zeitpunkten ihre Samen. Damit die Samen nach dem Schnitt noch abfallen können, werden die Pflanzen vor Ort getrocknet und erst anschliessend abgeführt (Heuen).
Verhalten bei Blumenwiesen
Ab einer Vegetationshöhe von ca. 15 cm sollten Blumenwiesen nicht mehr betreten werden, weil die Pflanzen sonst abknicken und am Boden liegend nicht mehr gemäht werden können.
Die Ruderal- oder auch Pionierflächen sind sehr wichtige Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere und fördern die Biodiversität. Viele Wildbienen und andere Insekten wie Schmetterlinge, Libellen, Käfer und Heuschrecken sowie Reptilien und Schnecken nutzen die spärlich bewachsenen Flächen und finden dort geeignete Nistplätze.
Neue Ruderalflächen im Siedlungsgebiet können am ehesten bei Neu- oder Umbauprojekten geschaffen werden. Statt nach Fertigstellung der Bauarbeiten Humus («Erde») auf die Rohbodenflächen aufzutragen, wird der kiesige Unterboden belassen. Er begrünt sich mit der Zeit von allein. Damit Ruderalflächen nicht allzu kahl wirken, ergänzen wir sie mit einzelnen Strauchgruppen. Der Standort für solche Flächen sollte möglichst sonnig sein.
Unterhalt
Ruderalflächen bedürfen wenig Pflege. Um die Fläche möglichst offen zu halten, wird die Vegetation im Frühjahr geschnitten. Weil die Fläche möglichst nährstoffarm und trocken gehalten werden soll, ist keine Düngung nötig und von einer künstlichen Bewässerung abzusehen. Pflanzenstängel werden im Winter bewusst stehen gelassen, da sie für viele Insekten in den Wintermonaten als Unterschlupf dienen.
Verhalten bei Ruderalflächen
Ruderalflächen sollen betreten und genutzt werden. Damit sich Tiere ansiedeln und vermehren können, sind sie auf geschützte Bereiche und genügend Versteckmöglichkeiten angewiesen (siehe Steinhaufen und Totholzhaufen).
Steinhaufen sind, ähnlich wie Pionierflächen, in der Regel trockene und warme Lebensräume und bieten wichtige Rückzugsorte und Überwinterungsquartiere für viele Tiere. Sie ergänzen bestehende Lebensräume wie beispielsweise eine Wildhecke. Für die Steinhaufen werden Steine verschiedener Grösse verwendet. Allenfalls können noch Totholzmaterialien oder Wurzelstöcke ergänzt werden. Ein Steinhaufen kann auch als frostsicheres Winterquartier für die Tiere dienen. Allerdings ist dabei zu beachten, dass die Sohle der Mulde eine Drainageschicht erhält, damit eindringendes Wasser gut abfliessen kann.
Unterhalt
Der Steinhaufen benötigt fast keinen Unterhalt. Je nach Standort macht es jedoch Sinn, diesen von Bewuchs zu befreien.
Verhalten bei Steinhaufen
Die Steine auf den Haufen bitte liegen lassen. Kinder integrieren die Steine gerne in ihr Spiel. Aus diesem Grund ist es wichtig, sie darüber zu informieren, was es mit dem Steinhaufen auf sich hat.
Werden Schnittgut von Sträucher- oder Baumrückschnitten, Wurzelstöcke oder trockenes, abgestorbenes Holz langfristig deponiert, schafft dies wichtigen Lebensraum für viele Lebewesen. Totes Holz ist voller Leben! Insbesondere für verschiedenste Wildbienen bieten die Totholzstrukturen hervorragende Nistmöglichkeiten. Auch weiteren Tieren wie Käfern, Igeln, Mäusen und Vögeln können Totholzhaufen als wichtige Rückzugsorte, Nahrungsquellen und Lebensräume dienen. Ideale Standorte für Totholzhaufen sind sonnige bis halbschattige Plätze, die warm und eher trocken sind. Die Haufen können am Rand von Wiesen oder auf Pionierflächen aus Totholzmaterial einfach locker aufgeschichtet werden.
Unterhalt
Der Unterhalt eines Totholzhaufens ist einfach. Grundsätzlich gilt bei Totholz: nichts machen, sondern einfach verrotten lassen. Ab und an kann neues Material aufgeschichtet werden.
Verhalten bei Totholzhaufen
Einmal angelegt, soll der Totholzhaufen so bleiben, wie er ist, bis er durch die natürlichen Prozesse der Zersetzung von selbst verschwunden ist. Demzufolge ist das Holz auch nicht als Brennholz für die Grillstelle gedacht.
Auswirkungen auf das Mietverhältnis
Die Erstellung sowie die anfängliche Pflege sind bei einigen der beschriebenen biodiversen Lebensräume etwas intensiver im Aufwand. Demzufolge stellt sich an dieser Stelle die berechtigte Frage nach den Kosten für die Umsetzung dieser Projekte.
- Die Erstellungskosten liegen bei einer Erneuerung der Umgebung im selben Rahmen wie bei einer konventionellen Fläche und werden von der Previs übernommen.
- Die weitere Pflege der Fläche, beispielsweise der Schnitt, ist vergleichbar mit der Rasenpflege und wird den Mieterinnen und Mietern über die Heiz- und Nebenkostenabrechnung in Rechnung gestellt. Die Erfahrung zeigt, dass die Unterhaltskosten für die Pflege von biodiversen Lebensräumen ungefähr gleich sind wie bei einer konventionellen Siedlungsgestaltung.
Mit der Schaffung von biodiversen Lebensräumen erhoffen wir uns, dass vermehrt wieder eine vielfältigere Flora und Fauna in unsere Siedlungen einzieht – und zwar ohne zusätzliche Kosten für die Bewohnerinnen und Bewohner. Damit fördern wir nicht nur die Biodiversität und das lokale Klima. Mieterinnen und Mieter profitieren von einer gesteigerten Aufenthaltsqualität, von Naturerlebnissen vor der Haustür und von mehr Raum für den sozialen Austausch.
Pro Natura
Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie setzen wir uns unter anderem für den Erhalt der Artenvielfalt ein und haben in unseren Siedlungen bereits diverse biodiverse Flächen geschaffen. Pro Natura steht uns dafür beratend zur Seite.